EZB-Klimastresstest: „Regulatoren werden die Daumenschrauben anziehen“

Die europäischen Banken berücksichtigen Klimarisiken noch nicht hinreichend in ihren internen Modellen. Es fehle an Daten. Das ist ein Fazit der EZB nach dem jüngst beendeten Klimastresstest. Angesichts steigender Ausfallrisiken könnten die Kriterien für künftige Stresstest deutlich härter ausfallen.

 

„Die Banken im Euroraum müssen ihre Anstrengungen zur Messung und Steuerung von Klimarisiken dringend verstärken.“

Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Überflutungen beherbergen große Risiken für Branchen wie die Landwirtschaft, das Baugewerbe oder die Wohnungswirtschaft – mit Konsequenzen auch für die Bankenlandschaft. Die drohenden Verluste durch Kreditausfälle sind im hohen Milliardenbereich angesiedelt. Ein Grund, warum die europäische Zentralbank (EZB) jetzt einen Klimastresstest umgesetzt hat, an dem 104 „bedeutende Banken“ teilgenommen haben.

Das Ergebnis: die europäischen Kreditinstitute haben seit 2020 deutliche Fortschritte gemacht, die Datenlage ist hingegen zu dünn.

Rund 60 % der Banken hätten noch keinen Rahmen für Klimastresstests. Entsprechend bezögen die meisten Banken Klimarisiken nicht in ihre Kreditrisikomodelle ein. Gerade einmal 20 % berücksichtigen Klimarisiken als Variablen bei der Kreditvergabe.

„Die Banken im Euroraum müssen ihre Anstrengungen zur Messung und Steuerung von Klimarisiken dringend verstärken, die aktuellen Datenlücken schließen und die anerkannten Verfahren anwenden, die es in der Branche bereits gibt“, sagt Andrea Enria, Vorsitzender des Aufsichtsgremiums der EZB.

Die gute Nachricht: Es geht weniger um die Kapitalausstattung, sondern vielmehr darum, dass Banken wie auch Bankenaufsicht Erkenntnisse gewinnen. Das wertet Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des federführenden Bankenverbands für die Deutsche Kreditwirtschaft (DK), positiv: „Die veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die beteiligten Banken insgesamt nicht mit wesentlichen Verlusten aus den im Stresstest angenommenen Szenarien rechnen müssen.“

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Der Druck auf das Kreditgewerbe dürfte dennoch steigen.

Christian Piller, Product Direktor Banking bei Aryza, glaubt: „Ich denke, dass die Regulatoren in den kommenden Monaten die Daumenschrauben anziehen werden.“ Das Risiko steigender Unternehmensinsolvenzen nimmt aus seiner Sicht deutlich zu. Piller verweist auf das jüngste Statement von Robert Habeck, der als grüner (!) Bundeswirtschaftsminister eine Priorisierung von Privathaushalten im Falle einer Gasknappheit infrage gestellt habe. Ein weiterer Hinweis, dass es um eine Reihe von Unternehmen nicht gut steht. Über die Gefahr einer Pleitewelle die einsetzt, sobald staatliche Hilfen auslaufen, wird schon lange diskutiert.

Die EZB hat bereits mitgeteilt: Alle teilnehmenden Banken hätten ein individuelles Feedback erhalten, „und es wird erwartet, dass sie entsprechende Maßnahmen ergreifen“. Dies soll im Einklang mit den Best Practices erfolgen, die die EZB im vierten Quartal 2022 veröffentlichen werde.

DER KLIMASTRESSTEST

Ziel des Klimastresstests war es, die Anfälligkeit der großen europäischen Banken bei Eintritt hypothetischer kurz-, mittel- und langfristiger Szenarien in Bezug auf den Klimawandel zu ermitteln. Im Ergebnis sollen Portfolien, die für Klimarisiken anfällig sind, noch angemessener gesteuert werden können. Der Test bestand aus drei Modulen, in denen die Institute Informationen bereitstellen sollten. Diese betrafen:

  • a) ihre eigenen Kapazitäten für Klimastresstests
  • b) ihre Abhängigkeit von kohlenstoffintensiven Branchen
  • c) ihre Ergebnisse in den verschiedenen Szenarien über mehrere Zeithorizonte.