Forderungsvolumen aus Insolvenzen dramatisch angestiegen

Trotz wirtschaftlich schwierigster Rahmenbedingungen durch die Corona-Pandemie sind die Insolvenzzahlen in Deutschland zuletzt gesunken. Von Entwarnung kann aber nicht die Rede sein, im Gegenteil. Denn das Forderungsvolumen ist gleichzeitig in die Höhe geschossen.

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Das Statistische Bundesamt hat heute (10. August 2021) neue Zahlen veröffentlicht. Demnach belaufen sich die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus beantragten Unternehmensinsolvenzen allein im Mai 2021 auf rund 7,0 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Mai 2020 hatte die Zahl bei knapp 3,1 Milliarden Euro gelegen. Dieser Anstieg (…) sei darauf zurückzuführen, dass im Mai 2021 mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen Insolvenz beantragt hätten als im Mai 2020, so das Statistische Bundesamt.

Für den Zeitraum Januar bis Mai 2021 rechnen die Statistiker gar mit einem Forderungsvolumen von knapp 27 Milliarden Euro.

Coface-Volkswirtin Christiane von Berg hatte bereits vor einigen Tagen im Videointerview mit uns erklärt, dass die niedrige Anzahl an Insolvenzen gegebenenfalls mit einem Terminstau bei den Ämtern zusammenhängen könne. Spannend dürfte in dem Zusammenhang die Veröffentlichung der Juli-Zahlen der Insolvenzen durch das Statistische Bundesamt im Oktober werden.

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Hauptgrund, warum gewerbliche Schuldner aktuell nicht zahlten, seien durch die Coronakrise ausgelöste Liquiditätsengpässe (83 Prozent) sowie Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden (73 Prozent). Das ist das Ergebnis einer Trendumfrage des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) aus dem Juni 2021. Der BDIU spricht von einem Dominoeffekt, bei dem sich ein Forderungsausfall entlang der Lieferketten fortsetze und so mehrere Akteure in Mitleidenschaft ziehe.

Wichtige Hebel im Credit Management: Kennzahlen und Kommunikation

Betroffen sind jedenfalls Unternehmen aller Größenordnungen. „Das Prinzip, too big to fail gilt heute nicht mehr“, erklärt Regine Hilgers, Product Ownerin für den Bereich Credit Management bei Aryza. Sie appelliert, insbesondere große Außenstände im Portfolio besonders im Blick zu behalten. Im Falle der Insolvenz eines Kunden würden nicht nur bereits gelieferte Waren nicht bezahlt, auch blieben künftige Aufträge aus. Der Schaden schlage sich demnach doppelt nieder. Regine Hilgers rät, mit Frühwarnindikatoren zu arbeiten und wichtige Kennzahlen des Kunden mit einer Scorecard im Blick zu behalten.

Außerdem plädiert sie dafür, die Kommunikation mit wichtigen Kunden zu intensivieren. Das bedeute schon vor Fälligkeit der Forderung nachzuhaken. „Ein Mittel können auch unterjährige Saldenbestätigungen sein und sich Kontoauszüge mit offenen Posten vom Kunden abzeichnen zu lassen“, erklärt die Credit Managerin.