Kreditversicherer: Transport- und Logistik-Sparte unter Druck

Der österreichische Kreditversicherungsmakler A.C.I.C. hat die Branchenprognosen verschiedener Kreditversicherer in einen eigenen Report gegossen. Das Ergebnis: Die Einschätzungen der verschiedenen Institute gehen teilweise deutlich auseinander. Einig sind sich die Kreditversicherer hingegen im Bereich Transport und Logistik: Dort ist die Situation angespannt.

Mit einer weltweit ungleichmäßigen wirtschaftlichen Erholung rechnet der österreichische Kreditversicherungsmakler A.C.I.C. Zu diesem Schluss kommt das Unternehmen nach der Auswertung von Branchen- und Länderreports verschiedener Kreditversicherer. A.C.I.C. hat nun aus diesen Berichten ein eigenes Meta-Scoring erstellt.

Sorgenfalten bereitet im Ergebnis unter anderem die Transport-und Logistikbranche (Experten-Interview zum Thema Logistik). Die vorherrschende Unterbrechung der Versorgungsketten und damit einhergehend eine Ausbremsung des Warenverkehrs reduziere das Volumenwachstum des Welthandels mit Gütern 2021 um ca. 1,7 Prozentpunkte.

Halbleiter knapp

Die Gründe für die negative Entwicklung sind vielfältig: Neben Containerknappheit und höheren Transportkosten trüben insbesondere die Verknappung einiger Komponenten wie Halbleiter und Rohstoffe die Stimmung. Die Halbleiterknappheit sei seit Anfang des Jahres vor allem im globalen Automobilsektor zu spüren gewesen. Laut dem US-amerikanischen Beratungsunternehmen Alix Partners laufen aufgrund des aktuellen Halbleitermangels 2021 zirka 3,9 Millionen Fahrzeuge weniger vom Band. Das gehe mit Kosten in Höhe von 110 Milliarden Dollar einher.
 
Betroffen sind laut A.C.I.C. aber auch andere Branchen, wie die Elektronik und Kommunikationstechnik. Einen deutlichen Abdruck hinterlassen habe auch die vorübergehende Sperrung des Suezkanals durch das Containerschiff Ever Given.

Die Schwierigkeiten spiegeln sich auch in der Bewertung des Transport-Sektors in der DACH-Region wider. Die Kreditversicherer beurteilen die Situation sowohl in Deutschland, als auch in Österreich und der Schweiz als schwierig.

Stark unter Druck sei auch der Agrar- und Ernährungssektor durch den weltweiten Anstieg der Lebensmittelpreise seit Anfang des Jahres. Im vergangenen März veröffentlichte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ihren Lebensmittelpreisindex für den Monat Februar. Der Index umfasst Preisschwankungen für Getreide, Pflanzenöle, Zucker, Milchprodukte sowie Fleisch und stieg in neun aufeinanderfolgenden Monaten, expandierte zwischen Mai und Februar um 27 % und erreichte den höchsten Stand seit 2014.

Das Dienstleistungsgeschäft werde weiterhin durch die verzögerte Wiedereröffnung der am stärksten von den Covid-19-Beschränkungen betroffenen Sektoren und die anhaltenden Hindernisse für den grenzüberschreitenden Reiseverkehr beeinträchtigt, heißt es weiter.

Zur Studie

„Wir haben die Brancheninfos der verschiedenen Kreditversicherer auf eine Skalierung von 1-4 vereinheitlicht“, erklärt Christoph Zawadil, Head of Relationship Management bei A.C.I.C den Aufbau des Scorings. Es gelte jedoch zu berücksichtigen, dass die Versicherer teilweise ein unterschiedliches Verständnis der verschiedenen Branchen hätten. So könne es zum Beispiel sein, dass ein Kreditversicherer Automotive dem Logistik-Sektor hinzurechne und ein anderer nicht. Zudem müsse das Scoring auf einer Makroebene betrachtet werden. Innerhalb der verschiedenen Branchen gilt es also den Blick auf die verschiedenen Unterbereiche zu lenken. Es lasse sich hingegen gut ableiten, so Zawadil, wie sich der Risikoappetit der Kreditversicherer entwickeln könnte.